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IBRA Schatzkammer

Die IBRA Schatzkammer

Das Konzept der IBRA Schatzkammer basiert auf der Idee, den Besuchern mit wenigen Exponaten höchsten philatelistischen Genuss anzubieten. So soll es möglich sein, die präsentierten Marken und Belege sowie die Texte dazu intensiv zu studieren. Die IBRA Schatzkammer ist insofern einmalig, als (mit einer Ausnahme) nicht geplant ist, die Exponate nach der IBRA öffentlich zur Schau zu stellen.

Linker Eingang

  • Klassische deutsche Raritäten: Legenden der Altdeutschen Staaten
  • Klassische internationale Raritäten: Der Bordeaux-Brief
  • Raritäten der moderneren Zeit: Der Hiroshima-Brief und Die Audrey Hepburn-Marke

Legenden der Altdeutschen Staaten
Diese drei Raritäten befinden sich nach dem Eingang auf der linken Seite. Alle drei Stücke stellen quasi die Krönung ihres jeweiligen Sammelgebietes dar und erfüllen die allerhöchsten Ansprüche in Bezug auf die Bedeutung innerhalb der Markenzeit der Altdeutschen Staaten.

Am 1.11.1849 erschien im Königreich Bayern die erste Briefmarke eines Altdeutschen Staates, nämlich die 1 Kreuzer schwarz. Der gezeigte Brief, der am Ausgabetag aufgegeben worden war, ist ein Unikat und die wohl bedeutendste Dokumentation des Starts der Markenzeit der Altdeutschen Staaten. Zur Ausgabe dieser Marke ist erwähnenswert, dass das Erscheinen auf den Feiertag Allerheiligen fiel und deshalb in Bayern nur die größeren Postämter geöffnet waren, so dass nur wenige Marken bekannt sind, die an diesem Tag verwendet wurden.

Ersttagsbrief der ersten deutschen Briefmarke aus dem Königreich Bayern, der „Schwarze Einser“. Aus privater Sammlung

Die zweite Briefmarke der Altdeutschen Staaten ist eine Marke zu 3 Pfennig (der sogenannte „Sachsen Dreier“), die am 1.7.1850 verausgabt wurde. Der Druck erfolgte auf relativ kleinen Bögen zu je 20 Marken, und zu sehen ist der einzige erhaltene Originalbogen. Dieser befand sich in einer Reihe von großen Sammlungen, u.a. in denen von Philippe La Renotière de Ferrary, Maurice Burrus und Gerold E. Anderegg. In einer Sammlung der Marken dieses Gebietes ist der Originalbogen ohne jeden Zweifel das Schlüsselstück schlechthin – und ein richtiger „Hingucker“ sowieso.

Deutschlands zweite Briefmarke – Königreich Sachsen, der „Sachsen Dreier“. Aus der Sammlung Joseph Hackmey

Der sicherlich berühmteste Fehldruck der Altdeutschen Staaten ist der von Baden, bei dem vermutlich eine Platte der 9 Kreuzer Briefmarke der Ausgabe 1851 statt auf das vorgesehene lilarosa Papier auf das blaugrüne des 6 Kreuzer Wertes gedruckt wurde. Er wurde erst im Jahr 1894 entdeckt. Den präsentierten Brief hatte vor mehr als 100 Jahren Carl Lindenberg für das damalige Reichspostmuseum erworben. Heute befindet er sich im Bestand der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Von diesem Fehldruck sind nur drei gestempelte Exemplare bekannt, ein weiterer Brief und ein kleines Briefstück.

Die wertvollste Briefmarke Deutschlands, der Baden-Fehldruck. Aus der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Diese exquisite Schau wird durch das Auktionshaus Köhler in Wiesbaden ermöglicht.

Wenn man im Uhrzeigersinn weitergeht, kommt man als nächstes zur Vitrine mit dem Bordeaux-Brief. Dieser ist schon deshalb legendär, weil er als wertvollster Brief der Welt gilt.

Der in der Schatzkammer präsentierte Mauritius Bordeaux-Brief ist der einzige, der beide Marken der ersten Mauritius Ausgabe trägt. Der Beleg ist komplett mit Text, und aufgrund der vorhandenen Stempel lässt sich der Postweg von der Aufgabe bis zur Auslieferung lückenlos nachvollziehen. Die Markenentwertung wurde mit dem PENNY POST Rahmenstempel vorgenommen, der Rahmenstempel COLONIES/& ART. 13 kennzeichnete die Herkunft des Briefes, und der rote Zweikreisstempel ANGL. / BOULOGNE wurde bei der Ankunft aus Großbritannien abgeschlagen. Auf der Briefrückseite befinden sich die Stempel MAURITIUS POST OFFICE / Oc 04 1847 und SHIP LETTER / PLYMOUTH sowie die Zweikreisstempel von Paris und Bordeaux. Der Brief wurde mit einem privaten Schiff auf dem Seeweg bis nach Plymouth befördert und bei Ankunft mit dem vorher erwähnten Stempel versehen.

Gestochen wurden die Marken der ersten Ausgabe von Joseph Osmond Barnard, der 1816 in England geboren wurde und 1838 nach Mauritius kam. Das Markenbild lehnte sich an die damals gültigen Marken Großbritanniens an, die den Kopf der Königin Victoria im Profil zeigten und ebenfalls zwei Werte hatten, nämlich one penny und two pence. Auch die Farben – rotbraun für die one penny und blau für die two pence – wurden übernommen. Diese lokal produzierten Marken und ihr „primitives“ Design verschafften Barnard einen festen Platz in der philatelistischen Chronik von Mauritius. Von jeder Marke wurden fünfhundert Stück gedruckt von einer einzigen Platte mit beiden Werten und am 21. September 1847 verausgabt. Die Marken wurden im Tiefdruck hergestellt, einem damals innovativen Verfahren.

Viele der Marken wurden von der Frau des Gouverneurs von Mauritius benutzt zur Versendung von Einladungen zu einem Ball, der an dem folgenden Wochenende stattfinden sollte. Heute befinden sich die meisten erhaltenen Marken der ersten Mauritius Ausgabe in Museen in Großbritannien (British Museum und Royal Collection), Schweden (Postmuseum) und Deutschland (Deutsches Museum München).

Der Bordeaux-Brief kann durch die Vermittlung des Briefmarkenhauses Richard Borek GmbH & Co. KG gezeigt werden.

Quellen der Texte zum Bordeaux-Brief: Homepage David Feldman, wikipedia

Der „Bordeaux-Brief“ mit einer Blauen und einer Roten Mauritius POST OFFICE Marke. Durch Vermittlung des Briefmarkenhauses Richard Borek GmbH & Co. KG

Den Abschluss des kleinen Rundgangs durch diesen Raum der Schatzkammer bilden die beiden Vitrinen mit dem Hiroshima-Brief und den beiden Audrey Hepburn Marken.

Während die Klassik und die Zeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts viele Möglichkeiten bieten, als Raritäten zu bezeichnende Marken und Belege zu zeigen, ist dies in der moderneren Zeit eher eingeschränkt. Wir sind deshalb besonders erfreut, dass wir in der Schatzkammer insgesamt drei Stücke präsentieren können, die nicht nur rar sind, sondern vielen Besuchern bekannt sein dürften. Eines davon stammt sogar aus der Zeit nach Einführung des Euro.

Das erste der drei Stücke ist der sogenannte „Hiroshima-Brief“. Dieser wurde während des 2. Weltkriegs kurz nach dem Abwurf einer Atombombe am 6. August 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima bei Aufräumungsarbeiten in den Trümmern einer Bank in der Nähe des Bahnhofs der Stadt etwa zwei Kilometer entfernt vom Bodennullpunkt der Detonation aufgefunden. Er zeigt kaum äußerliche Schäden, ist aber radioaktiv verstrahlt. Eine amtliche Messung ergab eine Dosisleistung von 0.05 mr/h. Aus diesem Grunde wurde er in eine Bleimanschette gelegt und mit Panzerglas abgedeckt. Der Brief ist über die Vereinigten Staaten nach Deutschland gelangt und wurde nach dem Tode seines Besitzers vom Bund Deutscher Philatelisten als wichtiges Zeitzeugnis erworben. Er wird hier als Mahnung für den Frieden und gegen den unlimitierten Einsatz von Kriegswaffen gezeigt. Damit werden durch diese Präsentation zutiefst humanitäre Ziele verfolgt.

Der Hiroshima-Brief befindet sich im Besitz des Bund deutscher Philatelisten e.V. und wird von diesem zur Verfügung gestellt.

Der sogenannte „Hiroshima-Brief“. Da er radioaktiv verstrahlt ist, wurde er in eine Bleimanschette gelegt und mit Panzerglas abgedeckt.
Aus dem Besitz des BDPh

Als „zeitgenössisch“ kann man die zwei Audrey Hepburn Marken bezeichnen, die in der Schatzkammer zu sehen sein werden. Inzwischen sind sie geradezu legendär, und das liegt an der ganz besonderen Hintergrundgeschichte. Die Marke, die ein Foto der amerikanischen Schauspielerin Audrey Hepburn aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“ zeigt und als Teil der Wohlfahrtsausgabe 2001 erscheinen sollte, musste vom Verkauf zurückgezogen werden, da Hepburns Söhne die Zustimmung verweigerten. Der Grund war die Darstellung ihrer Mutter mit einer Zigarettenspitze, die als nicht wünschenswert gesehen wurde. Daraufhin mussten alle Markenbestände vernichtet werden. Die heute bekannten Exemplare stammen vermutlich aus den Bögen, die das Finanzministerium erhalten hatte. Allgemein gelten diese als die wertvollste moderne Marke der Welt, und die in der Schatzkammer gezeigten Exemplare sind ein gestempeltes Eckrandstück sowie ein Briefausriss mit Rundstempel. Bei beiden Stücken handelt es sich um Unikate. Insgesamt sind heute neben einem postfrischen Kleinbogen nur fünf gestempelte Einzelmarken bekannt.

Die beiden Marken werden vom Auktionshaus Christoph Gärtner zur Verfügung gestellt.

Eine der beiden Audrey Hepburn Marken; als Briefstück mit einem gestempelten Eckrandstück ein Unikat. Durch Vermittlung des Auktionshauses Gärtner

Rechts neben der IBRA Schatzkammer wird die Schau „Germania: Marke und Mythos“ präsentiert.